Die Thermen von Acquarossa


Aufzeichnungen eines Gesprächs mit Signore Rinaldo Greter, August 2002


Wer von Ihrer Familie hatte die Thermen gefunden ? Die Thermen von Acquarossa
Es war der Vater, Joseph Greter. Im 1.Weltkrieg war er als Kavallerieoffizier in Losone stationiert. An einem Sonntag beschloss er mit Freunden einen Ausflug nach Norden. Sie ritten bis Biasca, wo sich das Tal gabelte. Links lag die bekannte Route durch die Leventina zum Gotthard, rechts das unbekannte Bleniotal. Greter entschied sich für rechts. Auf der Brücke von Acquarossa sah er zum ersten Mal die Thermen und beschloss sie zu erwerben.
1932 kamen die Thermen in den Besitz der Familie Greter.


Warum mussten die Thermen 1971 geschlossen werden ?
Die Räumlichkeiten der Thermen sind sehr gross und benötigen ständige Unterhaltsarbeiten. Dies war solang möglich als der Betrieb als Familienbetrieb geführt werden konnte. Danach wurden die Personalkosten zu hoch.
Ein weiterer Grund war auch, dass das "Hotel Therme" nur während der Sommermonate geöffnet war: Dies garantierte ausgeglichene Temperaturen in allen Räumlichkeiten. Für einen ganzjährigen Betrieb der Thermen müssten entsprechende Renovationsarbeiten unternommen werden.


Woher kamen die Gäste ? Die Thermen von Acquarossa
Die Kurgäste kamen aus ganz Europa, vorallem aus Deutschland, Italien und England. Effizientes Werbemittel war die Mundpropaganda. Zufriedene Gäste kamen immer wieder und empfahlen das Hotel weiter. Teilweise war das Hotel so besetzt, dass Gäste 3-4 Wochen auf ein Zimmer warten mussten.


Wie verlief eine Kur ?
Die Thermen von Acquarossa Kuren wurden von einem Kurarzt und einem Therapeuten betreut und dauerten mindestens 3 Wochen. Dies war nötig da man sich wegen des hohen Mineralgehalt des Wassers langsam an die Behandlungen gewöhnen musste. So diente die erste Woche dem Aufbau, die zweite der Intensivkur und die dritte dem Abklingen.
Da die Behandlungen den Organismus ziemlich anstrengten, mussten nach jeder Anwendung ausgedehnte Ruhepausen eingelegt werden. Dazu standen im Haupthaus 17 Einzelkabinen zur Verfügung.
Am Wochenende und in der Freizeit profitierten die Gäste zum Ausruhen von den Liegewiesen in den weiträumig angelegten, terrassierten Parkanlagen.


Wie war die Beziehung zu der lokalen Bevökerung ?
Sehr gut. Neben den ca. 15 fest Angestellten, beschäftigten die Thermen auch Bewohner des Tals und schufen dadurch Arbeitsplätze. Ausserdem standen die Thermen auch für ambulante Behandlungen offen.
Insgesamt schufen die Thermen eine Infrastruktur, die weit über den normalen Heilbetrieb hinausging. Die Thermen von Acquarossa Die Thermen von Acquarossa


Wie kamen Sie zu den Thermen ?
R.Greter ist bei den Thermen in Acquarossa aufgewachsen und wollte eigentlich Theologie studieren. Wegen der Übernahme des Betriebs drängten ihn die Eltern jedoch zum Besuch der Handelsschule in Neuchatel, was er nie bereute.


Wie war die Arbeitsaufteilung innerhalb der Familie ?
Jeder in der Familie hatte seinen festen Platz und Aufgabe. Der Vater, als Heiltherapeut, kümmerte sich um die Fangoanwendungen. Ebenso war die Frau von R.Greter Therapeutin. Die Schwester war spezialisiert auf Unterwassermassage und übernahm die Organisation der Küche. Die Mutter besorgte die Buchhaltung und R.Greter war zuständig für das Wohl der Gäste.


Gibt es ein Geheimnis für den Erfolg der Thermen ?
Die Thermen von Acquarossa Ja, und sogar mehrere.
Einmal natürlich das Wasser, das in der Schweiz, vielleicht sogar weltweit wegen seines natürlichen Mineraliengehaltes, einzigartig ist.
Dann liegt das Geheimnis auch in der realistischen, schrittweisen Verwirklichung des Projektes. So wurde z.B. zunächst, obzwar das Projekt als Ganzes konzipiert war nur mit dem Bau der südlichen Gebäudehälfte begonnen und der Komplex erst dann erweitert als die Notwendigkeit bestand.
Vorallem, jedoch, ist das Geheimnis des Erfolges die Familie Greter selbst, der es geglückt war ein kreatives und harmonisches Familienklima auf die Gäste zu übertragen. Ein Motto der Familie war: "Eine Dienstleistung muss vollkommen sein, dann bekommt man viel mehr zurück als man ursprünglich investiert hat."


Was würden Sie machen, wenn man die Zeit nach 1970 zurückdrehen könnte ?
R.Greter würde versuchen die bestehende Thermenanlage zu renovieren und sie mit der, in vielen Jahren gesammelten praktischen Erfahrung wieder als effizienten und dynamischen Familienbetrieb neu zustarten.


Nach all Ihrer Erfahrung: Was wäre das Beste für die Zukunft der Thermen ?
Die Thermen müssen mit der Motivation übernommen werden, sie wieder im ursprünglichen Geist aufzuziehen. Ernsthaft sollte Interesse bestehen von den jetzt noch vorhandenen Kenntnissen über die Behandlungsmethodik mit diesem einzigartigen Fango zu profitiern.
Die Thermen sollten kein Spekulationsobjekt, oder eine Luxusklinik werden, sondern als Familienklinik, wie schon immer, allen offen stehen.
Man soll nicht vergessen, dass erst kürzlich zwei Profitgesellschaften, die ein neues Luxusthermenprojekt mit 160 Betten, auf einem 85000qm grossen Grundstück jenseits des Flusses, aufziehen wollten, schon vor Beginn, Konkurs anmeldeten.
Die Thermen von Acquarossa


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